Citykirche ist Quatsch

Die Evangelischen im Einzugsbereich der Gesamtkirchenverwaltung Schweinfurt wissen es: Dieses Jahr habe ich als Citykirchenpfarrer den so genannten Kirchgeldbrief geschrieben, in dem wir um die Zahlung des Kirchgelds bitten.

Diese Woche kam eine sehr interessante Rückmeldung: Warum wir nicht einen deutschen Begriff verwenden könnten, solange es so einen "Quatsch" gebe wie "Citykirche", werde er nichts mehr für die Kirche spenden.

Ich frage mich: Ist es Quatsch? Ist es nur Zeitgeist, dem wir hinterherhecheln? Oder ist es doch eine wichtige Sache, die wir hier angefangen haben? Mich würde wirklich interessieren, was Sie dazu meinen. Hier mein (fürs Internet anonymisierter) Brief, den ich zurückgeschrieben habe:

Sehr geehrter ...
vielen Dank für Ihre Rückmeldung zur Bezeichnung „Citykirche“. Ich nehme diese Anmerkung sehr ernst und versuche, in meinem täglichen Sprachgebrauch unnötige Anglizismen zu vermeiden, was je nach Zielgruppe des Textes allerdings auch unterschiedlich ausfällt.

Unsere Hauptaufgabe ist es aber nicht, Sprache zu konservieren, denn die ändert sich nahezu täglich – Wörter wie „Nase“, „Familie“, „Auto“ sind schon früh in die deutsche Sprache eingeflossen, heute wird sie natürlich mehr vom Englischen beeinflusst: „Computer“, „Internet“, oder auch „City“.

Unsere Hauptaufgabe als Kirche ist es, wie gesagt, nicht Sprache zu konservieren, sondern auf Menschen zuzugehen. Wenn sie deutsch reden, rede ich deutsch. Wenn sie englisch reden, dann halt englisch. Und wenn die meisten Menschen in unserer Stadt Kisuaheli sprechen würden, dann würde ich auch diese Sprache lernen.

Für viele Menschen ist „City“ mittlerweile ein gängiger Begriff. „Citykirche“ als eine bestimmte Art von kirchlicher Arbeit ist ebenso ein feststehender Ausdruck, um den ich praktisch nicht herumkomme. Ich bin Mitglied im „Netzwerk Citykirchenprojekte“, ein Wort, das aus Englisch, Griechisch und Latein zusammengesetzt ist! Citykirche ist eine andere Form der Arbeit, die eine andere Sprache für andere Menschen benötigt – und daneben auch andere Formen wie Blogeinträge im Internet, Kommunikation über Twitter usw. Für Sie, so hoffe ich, bleibt alles, wie es war: Ihre Kirche heißt weiterhin Sankt Ypsilon, und dort wird weiterhin hauptsächlich deutsch gesprochen. Ich hoffe auf Ihr Verständnis, dass wir als Volkskirche in einer pluralen Gesellschaft auf unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Methoden und auch unterschiedlicher Sprache zugehen.

Mit freundlichen Grüßen
Heiko Kuschel, Pfarrer